Es gibt sehr sehr viele Märchen, die die Kinder auf der ganzen Welt unterhalten – aber manche Märchen sind wirklich komische Märchen. Manchmal liegt es an der Übersetzung an sich, andere sind von sich aus ziemlich seltsam, bei anderen ist es wiederum eine Fassung, bei denen einem die Ohren schlackern.
Eines dieser Märchen ist beispielsweise Die Schöne und das Biest. Ich für meinen Teil liebe die alte Disney-Trick-Fassung und singe so manchen Song davon mit – es gibt aber auch ein paar andere Fassungen. In einer davon geht es zum Beispiel darum, dass der Vater gleich drei Töchter hat. Er macht sich auf den Weg in die Stadt und will seinen Töchtern etwas mitbringen. Die eine Tochter wünscht sich ein neues Kleid, die zweite bittet um ein paar Schuhe und die dritte Tochter will nichts haben, weswegen sie ihren Vater um eine rote Rose bittet, wohl wissend, dass die zu jener Jahreszeit nicht zu bekommen ist. Der Vater will sie aber nicht enttäuschen und findet auf seinem Heimweg einen Garten mit roten Rosen. Anstatt aber (wie es wahrscheinlich jedem anderen eingefallen wäre) zu fragen, ob er seiner Tochter eine rote Rose mitbringen könnte, geht er einfach in den Garten und nimmt sich eine. Ich meine, super – geht der Vater erst mal in einen wildfremden Garten und klaut! Aber seine Tat bleibt ja nicht unbemerkt und das Biest taucht auf, um seine Rose zurück zu verlangen (was ja sein gutes Recht ist). Der Vater will die Rose aber unbedingt mitnehmen, um auch seiner letzten Tochter eine Freude zu machen und willigt ein dem Biest seine jüngste Tochter zu überlassen, wenn er ihm dafür die Rose mitgibt.
Mal ganz im Ernst, was ist das für ein Deal? Welcher Vater macht so etwas? Ich meine, ja gut, Märchen sind halt nur Geschichten und spiegeln nicht die Realität wider (oder hat irgendwo schon mal ein verzauberter Prinz als Biest gelebt?), aber das ist ja nun… also… ihr wisst was ich meine, oder? Hätte ich die Wahl die Rose mitzunehmen und meine Tochter einem Ungeheuer zu überlassen oder die Möglichkeit mit leeren Händen zurück zu kommen, dann wüsste ich aber, wo das Biest sich seine Rose hin stecken könnte!
Eine ebenfalls sehr eigenartige Geschichte, ist das Märchen vom Krautesel (oder wie es im englischen heißt The Magic Heart).
Das Märchen handelt von einem jungen Mann, der einen Mantel und eine goldene Kugel findet, mit denen er die tollsten Sachen anstellen kann. Die goldene Kugel verschafft ihm jede Menge Reichtum (sofern er die Kugel jede Nacht unter sein Kopfkissen tut) Und mit dem Mantel kann er überall hin, ohne auch nur einen Schritt zu tun. Er weiß, dass das Glück ihm hold ist und denkt sich nichts dabei, als er bei einer alten Frau und deren Tochter unterkommt, die ihn herzlich bei sich aufnehmen. Die beiden stibitzen ihm aber beides – zuerst die Kugel und wenig später den Mantel – wobei der Mann mit der Tochter in eine Wüste verschwindet und ihr den Mantel überlässt, damit sie sich nicht verbrennt. Er geht gerade ein paar Schritte weiter und die Tochter ist weg. Gut, ist dumm gelaufen, aber nun wird es richtig schräg: Der Mann findet auf seiner Rückreise ein Feld mit zwei Kohlsorten, eine Kohlsorte ist grün, die andere ist weiß. Er probiert von der einen Kohlsorte und verwandelt sich in einen Esel. Daraufhin probiert er von dem anderen Kohl und verwandelt sich wieder zurück.
Das bringt ihn auf eine hervorragende Idee und er geht mit beiden Kohlköpfen zurück zum Haus der alten Frau und ihrer Tochter. Dabei ist er natürlich verkleidet, damit er nicht gleich von ihnen erkannt wird. Er bietet an ihnen ein Essen zuzubereiten und zaubert ihnen ein Gericht mit dem entsprechenden Kohl, der die beiden daraufhin in Esel verwandelt. Die nimmt er wiederum mit zum Müller, der die beiden geschenkten Esel gerne aufnimmt, soll sie aber so behandeln, wie der Mann es wünscht. Er verlangt vom Müller, dass die alte Eselin hart arbeiten muss, ausgepeitscht werden darf und nichts zu fressen bekommt, die andere soll zwar auch arbeiten, darf aber nicht ausgepeitscht werden und bekommt drei Mal am Tag etwas zu fressen.
Allein dadurch, dass ja eigentlich die Tochter es war, die ihm all die Sachen geklaut hat (wenn auch ihre Mutter sie angestiftet hat), war ich doch erstaunt, wie fies er dann zur Mutter war und wie sanft doch zur Tochter. Naja, Liebe halt, ne? Auf jeden Fall kommt es so, dass die alte Eselin nach kurzer Zeit stirbt und die junge Eselin hart arbeiten muss – da sie aber nicht so kräftig ist, will der Müller sie spuren lassen und peitscht sie aus. Das bekommt der junge Held mit und rettet sie aus den Händen des Müllers. Er nimmt sie mit und gibt ihr den anderen Kohl, woraufhin sie sich zurück verwandelt. Sie ist aber keineswegs traurig um ihre verstorbene Mutter, sondern entschuldigt sich vielmals bei ihm und ist dankbar, dass er ihr nicht das gleiche Schicksal bereitet hat. Sie will ihm die Kugel und den Mantel wieder geben, doch er lehnt ab und will sie stattdessen zur Frau.
Ernsthaft? Dieses tückische Ding will er haben? Klar, sie ist hübsch, das scheint bei Märchen auch fast der einzige Grund zu sein (in der englischen Fassung erklärt die Tochter, dass das andere gar nicht ihre leibliche Mutter war, sondern nur eine Hexe, die sie entführt und unter einem Bann gehalten hat).
Apropos Schönheit: Darum geht es auch im nächsten Märchen. Nämlich dem Froschkönig!
Das Märchen verläuft wie gehabt, die Prinzessin spielt mit einer goldenen Kugel am Wasser, verliert die Kugel darin und sagt dem Frosch zu, dass er von ihrem Teller mitessen und in ihrem Bett mit schlafen darf, wenn er ihr die Kugel bringt. Er bringt ihr also die Kugel und sie haut damit ab – nicht gewillt ihr Versprechen einzuhalten. Später auf dem Schloss kommt der Frosch zum König und erklärt, dass seine Tochter ihm das alles versprochen hat und sie sich weigert ihr Versprechen einzulösen, daraufhin verlangt der König von ihr, dass sie gefälligst ihren Zusagen auch Taten folgen lassen soll. Sie lässt ihn also widerwillig von ihrem Teller essen, doch als er in ihrem Bett schlafen will, geht ihr das alles zu weit, sie nimmt sich den Frosch und schmeißt ihn an die Wand, woraufhin der Frosch sich nicht mehr rührt. Sie realisiert, was sie gemacht hat und beginnt zu weinen – weniger um den Frosch, sondern mehr aus Angst, was ihr Vater wohl sagen wird, wenn er davon erfährt.
Daraufhin verwandelt der Frosch sich wieder in einen Prinzen und sagt sinngemäß in dieser Fassung (Achtung!): „Es war deine Liebe, die mich zurück verwandelt hat. Ich bitte dich, werde meine Frau.“
BITTE WAS?! Was soll denn das für eine Moral bei diesem Märchen sein? Schmeiß deinen Mann an die Wand, halte deine Versprechen nicht und sei eine Oberzicke, und dann kommt der Prinz und will dich heiraten?! Ich meine, das kommt doch am Ende dabei raus, oder nicht?!
Zum Schluss möchte ich noch ein Märchen anschneiden, bei dem zwar nicht ich, aber eine Freundin von mir eine sehr sehr komische Fassung mitbekommen hat. In der Fassung die ich kenne, kommt ein Bär zu einer netten Frau und ihren beiden Töchtern und wärmt sich den Winter bei ihnen auf. Die Töchter sind in der Fassung, die ich kenne, sehr lieb zu dem Bären und die eine verliebt sich ein wenig in ihn. Später wird der Bär wieder zurück verwandelt in einen Prinzen (Komisch ne? Es sind immer nur verwandelte Prinzen! Fällt mir gerade so auf…) und möchte das liebe Schneeweißchen heiraten.
In der Fassung, die meine Freundin jedoch kennt, sind die Töchter alles andere als lieb zu dem Bären. Sie ärgern ihn laufend und sind ganz schön gemein zu ihm – und dennoch will der Bär (oder besser gesagt der Prinz) einen der Töchter zur Frau nehmen.
Was sind das nur für Moral-Bilder? Ich meine, wenn es um die Moral geht, kann ich den Krautesel noch verstehen, denn da geht es ja auch um Vergebung – aber so?
Kennt ihr noch andere Märchen, die ein wenig schräg sind? Wenn ja, welche? Schreibt mir einen Kommentar und erzählt mir die eigenartigsten Fassungen von Märchen, bei denen ihr nur den Kopf schütteln konntet.