Hollywood erlebt gerade einen Zeitenwandel. Was vor Jahren noch die Ausnahme von der Regel war, wird nun zur Normalität. Starke Frauen erobern die Bildschirme und dies nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera. Einige von ihnen haben Filmgeschichte geschrieben und bewiesen, dass das Geschlecht nichts mit dem Erfolg an den Kinokassen zu tun hat.

Vorreiterin dieses Trends war zweifellos die amerikanische Regisseurin Kathryn Bigelow. Sie drehte im Laufe in ihrer 43-jährigen Karriere nur zwölf Kinofilme. Doch zahlreiche davon schafften es jeweils ein Genre neu zu definieren. „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ schien zunächst völlig übersehen worden zu sein, doch am Ende räumte der Streifen sechs Oscars ab. Neben dem besten Film wurde Kathryn Bigelow 2010 als erste Frau der Filmgeschichte mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

Eine Frau setzt sich durch

Wir Frauen dienen in der Filmindustrie nicht länger als schmückendes Beiwerk, sondern tragen selbstbewusst die Last der Verantwortung als Hauptdarstellerin. Bestes Beispiel dafür ist die Verfilmung der Lebensgeschichte von Molly Bloom. Der Film „Molly’s Game“ von Regisseur Aaron Sorkin begleitet die Zuschauer in die Welt der Pokerspieler.

Jessica Chastain porträtiert ausdrucksstark eine Frau, die nach dem abrupten Ende ihrer Sportler-Karriere einen Neuanfang wagt und sich gegen härteste Widerstände durchsetzen muss. „Molly’s Game“ ist insofern ungewöhnlich, als bis dahin Männer diese Branche im Film dominierten. Wenn Robert De Niro in Martin Scorseses gefeierten Meisterwerk „Casino“ durch sein riesiges Casino schreitet, dann ist Sharon Stone an seiner Seite nicht mehr als ein weiterer „Besitz“ in seinem Imperium.

Doch auch diese Welt der Casinos und sonstigen Traditionsspiele hat sich längst geändert. Heute gibt es im Netz sowohl eine Vielzahl verschiedener Slots und diverse klassische Kartenspiele wie Skat und Doppelkopf, als auch die Möglichkeit, ganze Schachturniere am Computer gegen andere Spieler und Spielerinnen zu bestreiten. Diese Form von steigender Vielfalt und verstärkter Konkurrenz verspürt zunehmend auch Hollywood. Dort haben die Frauen in den letzten Jahren immer mehr das Kommando übernommen. Mitverantwortlich dafür war interessanterweise ein Genre, das normalerweise vor allem ein männliches Publikum in die Kinos lockt: Superhelden.

Das Filmstudio Marvel hat das Kino in den letzten Jahren mit seinen Superheldenfilmen förmlich dominiert. Doch ausgerechnet der Erfolg der Konkurrenz von Warner Bros. brachte die Produzenten dazu, sich neu zu orientieren: Als „Wonder Woman“ die Kinocharts weltweit stürmte, änderte Marvel seine Strategie grundlegend.

Marvel macht es vor

„Captain Marvel“ mit Brie Larson in der Hauptrolle eroberte den Filmolymp, ebenso wie einige Regisseurinnen. Chloé Zhao erhielt die große Verantwortung „The Eternals“ zu realisieren. Die Wahl der Regisseurin erwies sich als Glücksgriff, immerhin gewann sie noch vor dem Kinostart als erst zweite Frau den Oscar für die beste Regie ihres Films „Nomadland“. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist auch einigen weiblichen Pionieren im Fernsehen zu verdanken.

Die Vorbilder kommen aus TV-Serien

Der englische Filmstar Helen Mirren bewies schon zu Beginn der 1990er Jahre, dass eine starke Frau eine Krimiserie überzeugend zum Erfolg führen kann. In „Prime Suspect“ verkörperte sie eine Kommissarin, die vor allem an ihrer Karriere interessiert ist und alle klassischen weiblichen Klischees weit hinter sich lässt. Die sechs Staffeln liefen über einen Zeitraum von 15 Jahren und entwarfen das Bild einer Frau, die sich mit Können und Einsatz in einer Männerwelt behauptet, ohne sich dafür zu verbiegen.

Ähnlich revolutionär gestaltete sich die TV-Serie „The Good Wife“ mit Juliana Margulies in der Hauptrolle. Der Titel spielt auf die Eröffnungssequenz an, in der die Ehefrau eines der Untreue überführten Politikers, gemäß der ihr zugedachten Rolle, brav an seiner Seite steht und ihm öffentlichkeitswirksam verzeiht. Doch dieses Bild wandelt sich schnell dramatisch, als die Hauptdarstellerin gezwungen ist, für sich zu sorgen.

Heute gelten beide TV-Serien als Vorbilder feministischer Frauenbilder in der Filmindustrie. Der Erfolg, wie zuletzt mit der Serie „Das Damengambit“ auf Netflix, hat den Produzenten gezeigt, dass das Publikum Frauen nicht mehr nur als reines Beiwerk sieht, sondern durchaus starke Heldinnen fordert. In einer Zeit, in der Remake auf Remake folgt und neue spannende Stories zumeist fehlen, finde ich es gut, dass die Filmindustrie verstärkt auf uns Frauen setzt. Wo bei den Originalen noch Charme zu finden war, sind die neuen Versionen zumeist nur noch ein Abklatsch. Doch die Wende ist in Sicht, schließlich sind Schauspielerinnen längst zu waschechten Vorbildern geworden, mit deren Geschichten wir uns gut identifizieren können.

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